Johann Aichinger selbst war ein ausgezeichneter Flügelhornist und brachte die Musikkapelle auf eine beachtliche Höhe. Er ließ es nicht an Einsatz fehlen. Eine heute heiter anmutende Episode sei erwähnt: Als zwei Musiker wieder einmal ihren Einsatz mit Trommel und Tschinellen verpaßt hatten, stürmte der Kapellmeister noch während der Aufführung zornig zu ihnen zurück und schimpfte: »Ihr zwei Batzenlippeln könnt's ja rein gar nichts.« Die Musikerziehungsmethoden waren damals sicher rauher als heute.

MV Prambachkirchen 1910
Musikkapelle Prambachkirchen im Jahre 1910

Am Boden sitzend von links nach rechts
Zehetmaier Gustav, Eben, St. Marienkirchen/P.
Grabmair Matthias, Rohrer-Sohn, Prattsdorf



3. Reihe stehend von links nach rechts
Lehner Josef, Kolm-Wirtin Prambachkirchen 9
Muckenhumer N., Holzing
Aichinger Franz, Wagner in Brück, Unterbruck 3
Aichinger Anton, Unterbruck 3
Wagner Josef, Adamhumersohn in Manzing 15
Steininger Anton, Pertmannshub 2
Wagner Franz, Manzing
2. Reihe sitzend von links nach rechts
Andlinger Anton, Heiligenberg, Knecht beim Hanslwimmer, Mairing 9
Steingruber Karl, Weissenmüller, Manzing 12
Wimmer Johann, Unterbruck 1
Aichinger Johann, Unterbruck 10
Zehetmaier Josef, Eben, St. Marienkirchen/P.
Steininger Franz, Manzingerin Manzing 1

4. Reihe stehend von links nach rechts
Strasser Johann, Unterdoppler in Birihub 7
Seidlmann Franz, Uttenthal 4
Humer Johann, Manzing
Seidlmann Peter, Prattsdorf 12
Krenmaier Josef, Winkl 1
Muckenhumer Johann, Ho/zing
Grubmaier Johann, Zwickelbruck 1


Der Beginn des 1. Weltkrieges setzte der erfreulichen Entwicklung der Musik-kapelle ein Ende - viele Musiker mußten einrücken, daher zerfiel sie. Erst als 1919 durch den Zuzug der Gendarmen Kienast und Schweitzer - am 1.11. dieses Jahres wurde der Gendarmerieposten Prambachkirchen errichtet - und deren Eintritt in die Musik wieder genügend Musiker zur Verfügung stan-den, begann Aichinger mit unermüdlichem Opfersinn wieder die Probenarbeit. Diese Leistungen wurden allseits anerkannt. 1922 erhielt er ein Diplom mit folgendem Inhalt: »Die Pfarrgemeinde und Musiker von Prambachkirchen ernennen ihren Gründer und bisherigen Kapellmeister, Herrn Johann Aichinger, Besitzer des Steinbrechergutes in Unterbruck 10, in Anbetracht seiner vielen Verdienste um die Musikkapelle und den Kirchenchor zu ihrem Ehren-Dirigenten. Für die dankbaren und dankschuldigen Musiker: Leopold Molterer als Pfarrer; Josef Lehner als Mitgründer; Leopold Wagner als Kassier; Franz Aichinger als Vizekapellmeister.«
Im März 1923 fand eine Jahresver-sammlung statt, bei der der bisherige Kapellmeister seine Stelle niederlegte, jedoch seine weitere Mitarbeit als Dirigent anbot. Hierauf wurde Franz Aichinger, Wagner in Brück 3, einstimmig zum Kapellmeister gewählt. Im selben Jahr wurde Josef Schweitzer Vizekapellmeister und begann mit der Ausbildung von 17 jungen Bläsern.
Es kam zu Spannungen zwischen der »alten Musik« und den »Jungen«, die jedoch bald durch Zusammenarbeit und Einbeziehung der jungen Bläser überbrückt wurden.
1925 konstituierte sich die Musikkapelle als Musikverein Prambachkirchen. Zum Obmann wurde Bürgermeister Karl Lachmair, zu seinem Stellvertreter Kooperator Johann Ludwig und zum Schriftführer Hermann Augendopler gewählt.

MV Prambachkirchen 1925
Musiklehrlinge im Jahre 1925

Am Boden sitzend von links nach rechts
Steininger N., Tischler in Manzing 9
Hügelsberger Alois (Bachzelt-Lois), Unterbruck 11

1. Reihe sitzend
Willerstorfer Johann, Unterfloimaier in Reith 7
Aichinger Franz, Steinbrecher in Unterbruck 10
Schweizer Josef, Gend.-Ray.-lnsp. und Lehrmeister, Prambachkirchen 32
Auinger Johann, Bindersohn in Tonath, Steinbruch 10
Haslehner Alois, Schmiedsohn in Großsteingrub 6
2. Reihe stehend
Hochmair Hermann, Bäckersohn, Großsteingrub 9
Scharinger N., Tischlersohn in Tonath, Steinbruchs
Haslehner Josef, Schmiedsohn in Großsteingrub 6
Sallaberger Ferdinand, Oberdoppl 1
Steingruber Leopold, Humerwirtsohn, Prambachkirchen 3

3. Reihe stehend
Ehrengruber Josef, Humersohn in Uttenthal 5
Sallaberger Franz, Grubauersohn in Kleinsteingrub 13
Klinglmaier N., Unterstallbergersohn in Stallberg 3



Der Beschluß zur Abhaltung des 32-jährigen Gründungsfestes 1927 brachte es mit sich, daß unter den Musikern großer Eifer und wieder mehr Lust zur Musik aufkamen. Das Fest selbst war ein erfreulicher Erfolg. Wir lesen in einem Zeitungsbericht von damals: »Tatsächlich gestaltete sich der Festtag zu einem wahren Volksfest. Gegen 10 Uhr hielt man feierlichsten Einzug in die Kirche, wo der Hochw. Pater Eisenbarth aus dem Missionskloster Dachsberg-Prambachkirchen eine hl. Messe unter den herrlichsten Klängen des durch die Ortsmusik vorgetragenen »Hier liegt vor Deiner Majestät« zelebrierte. Nach der hl. Messe fand beim wunderschön gezierten Kriegerdenkmal die Kranzniederlegung statt zu Ehren der gefallenen Krieger, wo ebenfalls P. Eisenbarth eine sehr sinnreiche Ansprache hielt zu Ehren der gefallenen Helden mit dem Motto »Das gewaltige Völkerringen ist beinahe ein Jahrzehnt vorbei, aber wir vergessen unsere Helden nicht, und die edle, aufheiternde Kunst der Musik muß neben den Trostgründen unserer kath. Religion hinweghelfen über so manche trübe Stunden. Edle Musik bringt heiteres Leben in eine ganze Gemeinde, in ein ganzes Volk.«
Nachmittag fand um 3 Uhr der Festzug statt, der sich unter den Klängen dreier Musikkapellen durch die Hauptstraße Prambachkirchens bewegte. Von der Rednertribüne hielt dann Herr Hermann Augendopler, Gemeindesekretär von Prambachkirchen, an alle Festgäste eine Ansprache, rief die Säumigen, die die edle Kunst besäßen, auf zur Mitarbeit, ersuchte alle Interessierten um kräftige Unterstützung, äußerte aber auch den Wunsch, die tüchtige Musikkapelle ohne weiters auch fleißig in Anspruch zu nehmen. Dann folgte die Beglückwünschung an Herrn Joh. Aichinger in Unterbruck Nr. 10, welcher zum Ehrenkapellmeister für die Gründung und sein unermüdliches Wirken während der 32 Jahre ernannt wurde, und zum Zeichen besonderen Dankes wurde ihm ein Ehrendiplom überreicht.«