Dieses Fest war ein neuer Start. Im Jahre 1928 übernahm Josef Schweitzer die Kapellmeisterstelle. Der Gemeinde-Ausschuß bewilligte in diesem Jahr eine Getreidesammlung zum Zwecke einer Uniformierung. Für 26 Mann wurden durch den Schneidermeister Otto Raberger in Gschnarret und von den Schneidern Grubmaier, Fattinger und Huemer Uniformen angefertigt. Vorbild dazu waren die Uniformen des Bundesheeres der Ersten Republik mit der Tellermütze, wie sie auch von der Polizei, Gendarmerie und den übrigen Uniformträgern im Staatsdienst bei Justiz, Finanz, Post und Eisenbahn verwendet wurden.



Musikkapelle Prambachkirchßn im Jahre 1928

1. Reihe sitzend von links nach rechts
Willerstorfer Johann, Reith 7 
Kienast Josef, Prambachkirchen 25
Gruber Alois, St. Thomas
Aichinger Johann, Unterbruck 10
Schweitzer Josef, Prambachkirchen 32
Aichinger Franz, Unterbruck 10
Krenmaier Josef, Niederwinkl 1
2. Reihe stehend von links nach rechts
Wagner Georg sen., Unterbruck 1
Steininger Johann, Unterprambach 4 H
aslehner Alois, GroBsteingrub 6
Sallaberger Ferdinand, Oberdoppl 1
Strasser Johann, Birihub 7
Seidlmann Franz, Uttenthal 4
Ehrengruber Josef, Uttenthal 5
Heidlauf Johann, Obergallsbach 4
Aichinger Franz, Unterbruck 3
Wagner Franz, Prambachkirchen 9
3. Reihe stehend von links nach rechts
Wimmer Johann, Unterdoppl 8
Sallaberger Franz, Kleinsteingrub 13
Steininger Josef, Unterprambach 4
Scharinger Franz, Steinbruch 8
Kloimstein Karl, Ritzing
Wagner Georg jun., Unterbruck 1
Haslehner Gustav, GroBsteingrub 6
Luger Josef, Ritzing 9
Hügelsberger Alois, Unterbruck 11
Aichelseder Josef, Mairing 11


In den folgenden Jahren stellte die Musikkapelle wiederholt bei festlichen Anlässen ihren Mann, so insbesondere beim Bischofsbesuch im Jahre 1931. Bischof Johannes Gföllner besuchte unter anderem das Elternhaus seiner Mutter in Birihub und seine Verwandten in Gmeinholz. Dazu lesen wir in der Pfarrchronik:
»Und als das bischöfliche Auto sichtbar wurde und der erste Salutschuß ertönte, da ging es wie ein freudiger Schauer durch unsere Reihen. Sr. Exzellenz entstieg dem Wagen und wurde zuerst vom Pfarrer des Ortes, Geistl. Rat Leopold Molterer, sodann vom Bürgermeister Karl Lachmair begrüßt. Nun dankte der hochwürdigste Herr Bischof für den überraschenden Empfang, den man ihm bereitet und richtete herzerhebende Hirtenworte an die Erschienenen. Dann wurde Sr. Exzellenz unter den freudigen Klängen der Musik zum Hause des Unterpirihuber, Anton Gschwendtner,

geleitet, dessen Mutter eine Schwester der Mutter des Hoch würdigsten war... Sr. Exzellenz blieb längere Zeit im Hause, während sich die Leute im Freien bei fröhlichem Klange der Musik vergnügten und Erfrischungen zu sich nahmen...«
Für unsere Gemeinde sind in den folgenden Jahren einige Ereignisse besonders interessant:
Am 5. November 1932 ging wenige Minuten vor 22 Uhr in der Ortschaft Obergallsbach ein 2125 g schwerer Steinmeteorit nieder. Dank der guten Be-obachtung einiger Augenzeugen konnte er bereits am nächsten Tag auf einem Feld in nur 23 Zentimeter Tiefe gefunden werden. Der Fund eines Meteoriten ist eine Seltenheit. Bisher sind in Österreich nur 5 Funde bekannt geworden.
In den Jahren 1933 bis 1938 befaßte sich Dr. Schadler eingehend mit den Phosphoritvorkommen in unserer Gegend. Zeitungen berichten ausführlich über diese Vorkommen und den beginnenden Abbau mit großen Schlagzeilen: »Pram-bachkirchen - Oberösterreichs jüngstes Bergwerk« oder »Besuch im Prambachkirchner Bergbaugebiet.« Auch damals »Österreichs einziges Eisenbad - Bad Weinberg« wurde in den 30er Jahren errichtet. Bei der feierlichen Einweihung am 6. Juni 1937 »eröffnete die Musikkapelle von Prambachkirchen die Festfeier mit einem flotten Musikstück...
und unter weihevollen Musikklängen nahm Pfarrer Johann Grabmayr die Einweihung des Hauses und des Heilbrunnens vor.«
Die »Dreißiger-Jahre« waren politisch und wirtschaftlich schwierige Jahre. Die Zahl der Arbeitslosen stieg praktisch von Woche zu Woche. Auch die Musikkapelle bekam die schwierige wirtschaftliche Lage zu spüren, sodaß der Eifer zur Musik nachließ. Schweitzer beklagte auch das abnehmende Interesse der Bevölkerung und führte als Grund das Aufkommen der Radiomusik an.
Auf Grund der politischen Schwierigkeiten nach der Machtübernahme Hitlers im März 1938 legte Schweitzer seine Kapellmeisterstelle zurück.
Am 9. Mai - die Kapelle ließ sich am Vortag noch fotografieren - marschierten die Musiker zur Gemeinde und gaben ordnungsgemäß die Musikalien, Instrumente und Uniformen ab.

Johann Aichinger selbst war ein ausgezeichneter Flügelhornist und brachte die Musikkapelle auf eine beachtliche Höhe. Er ließ es nicht an Einsatz fehlen. Eine heute heiter anmutende Episode sei erwähnt: Als zwei Musiker wieder einmal ihren Einsatz mit Trommel und Tschinellen verpaßt hatten, stürmte der Kapellmeister noch während der Aufführung zornig zu ihnen zurück und schimpfte: »Ihr zwei Batzenlippeln könnt's ja rein gar nichts.« Die Musikerziehungsmethoden waren damals sicher rauher als heute.

MV Prambachkirchen 1910
Musikkapelle Prambachkirchen im Jahre 1910

Am Boden sitzend von links nach rechts
Zehetmaier Gustav, Eben, St. Marienkirchen/P.
Grabmair Matthias, Rohrer-Sohn, Prattsdorf



3. Reihe stehend von links nach rechts
Lehner Josef, Kolm-Wirtin Prambachkirchen 9
Muckenhumer N., Holzing
Aichinger Franz, Wagner in Brück, Unterbruck 3
Aichinger Anton, Unterbruck 3
Wagner Josef, Adamhumersohn in Manzing 15
Steininger Anton, Pertmannshub 2
Wagner Franz, Manzing
2. Reihe sitzend von links nach rechts
Andlinger Anton, Heiligenberg, Knecht beim Hanslwimmer, Mairing 9
Steingruber Karl, Weissenmüller, Manzing 12
Wimmer Johann, Unterbruck 1
Aichinger Johann, Unterbruck 10
Zehetmaier Josef, Eben, St. Marienkirchen/P.
Steininger Franz, Manzingerin Manzing 1

4. Reihe stehend von links nach rechts
Strasser Johann, Unterdoppler in Birihub 7
Seidlmann Franz, Uttenthal 4
Humer Johann, Manzing
Seidlmann Peter, Prattsdorf 12
Krenmaier Josef, Winkl 1
Muckenhumer Johann, Ho/zing
Grubmaier Johann, Zwickelbruck 1


Der Beginn des 1. Weltkrieges setzte der erfreulichen Entwicklung der Musik-kapelle ein Ende - viele Musiker mußten einrücken, daher zerfiel sie. Erst als 1919 durch den Zuzug der Gendarmen Kienast und Schweitzer - am 1.11. dieses Jahres wurde der Gendarmerieposten Prambachkirchen errichtet - und deren Eintritt in die Musik wieder genügend Musiker zur Verfügung stan-den, begann Aichinger mit unermüdlichem Opfersinn wieder die Probenarbeit. Diese Leistungen wurden allseits anerkannt. 1922 erhielt er ein Diplom mit folgendem Inhalt: »Die Pfarrgemeinde und Musiker von Prambachkirchen ernennen ihren Gründer und bisherigen Kapellmeister, Herrn Johann Aichinger, Besitzer des Steinbrechergutes in Unterbruck 10, in Anbetracht seiner vielen Verdienste um die Musikkapelle und den Kirchenchor zu ihrem Ehren-Dirigenten. Für die dankbaren und dankschuldigen Musiker: Leopold Molterer als Pfarrer; Josef Lehner als Mitgründer; Leopold Wagner als Kassier; Franz Aichinger als Vizekapellmeister.«
Im März 1923 fand eine Jahresver-sammlung statt, bei der der bisherige Kapellmeister seine Stelle niederlegte, jedoch seine weitere Mitarbeit als Dirigent anbot. Hierauf wurde Franz Aichinger, Wagner in Brück 3, einstimmig zum Kapellmeister gewählt. Im selben Jahr wurde Josef Schweitzer Vizekapellmeister und begann mit der Ausbildung von 17 jungen Bläsern.
Es kam zu Spannungen zwischen der »alten Musik« und den »Jungen«, die jedoch bald durch Zusammenarbeit und Einbeziehung der jungen Bläser überbrückt wurden.
1925 konstituierte sich die Musikkapelle als Musikverein Prambachkirchen. Zum Obmann wurde Bürgermeister Karl Lachmair, zu seinem Stellvertreter Kooperator Johann Ludwig und zum Schriftführer Hermann Augendopler gewählt.

MV Prambachkirchen 1925
Musiklehrlinge im Jahre 1925

Am Boden sitzend von links nach rechts
Steininger N., Tischler in Manzing 9
Hügelsberger Alois (Bachzelt-Lois), Unterbruck 11

1. Reihe sitzend
Willerstorfer Johann, Unterfloimaier in Reith 7
Aichinger Franz, Steinbrecher in Unterbruck 10
Schweizer Josef, Gend.-Ray.-lnsp. und Lehrmeister, Prambachkirchen 32
Auinger Johann, Bindersohn in Tonath, Steinbruch 10
Haslehner Alois, Schmiedsohn in Großsteingrub 6
2. Reihe stehend
Hochmair Hermann, Bäckersohn, Großsteingrub 9
Scharinger N., Tischlersohn in Tonath, Steinbruchs
Haslehner Josef, Schmiedsohn in Großsteingrub 6
Sallaberger Ferdinand, Oberdoppl 1
Steingruber Leopold, Humerwirtsohn, Prambachkirchen 3

3. Reihe stehend
Ehrengruber Josef, Humersohn in Uttenthal 5
Sallaberger Franz, Grubauersohn in Kleinsteingrub 13
Klinglmaier N., Unterstallbergersohn in Stallberg 3



Der Beschluß zur Abhaltung des 32-jährigen Gründungsfestes 1927 brachte es mit sich, daß unter den Musikern großer Eifer und wieder mehr Lust zur Musik aufkamen. Das Fest selbst war ein erfreulicher Erfolg. Wir lesen in einem Zeitungsbericht von damals: »Tatsächlich gestaltete sich der Festtag zu einem wahren Volksfest. Gegen 10 Uhr hielt man feierlichsten Einzug in die Kirche, wo der Hochw. Pater Eisenbarth aus dem Missionskloster Dachsberg-Prambachkirchen eine hl. Messe unter den herrlichsten Klängen des durch die Ortsmusik vorgetragenen »Hier liegt vor Deiner Majestät« zelebrierte. Nach der hl. Messe fand beim wunderschön gezierten Kriegerdenkmal die Kranzniederlegung statt zu Ehren der gefallenen Krieger, wo ebenfalls P. Eisenbarth eine sehr sinnreiche Ansprache hielt zu Ehren der gefallenen Helden mit dem Motto »Das gewaltige Völkerringen ist beinahe ein Jahrzehnt vorbei, aber wir vergessen unsere Helden nicht, und die edle, aufheiternde Kunst der Musik muß neben den Trostgründen unserer kath. Religion hinweghelfen über so manche trübe Stunden. Edle Musik bringt heiteres Leben in eine ganze Gemeinde, in ein ganzes Volk.«
Nachmittag fand um 3 Uhr der Festzug statt, der sich unter den Klängen dreier Musikkapellen durch die Hauptstraße Prambachkirchens bewegte. Von der Rednertribüne hielt dann Herr Hermann Augendopler, Gemeindesekretär von Prambachkirchen, an alle Festgäste eine Ansprache, rief die Säumigen, die die edle Kunst besäßen, auf zur Mitarbeit, ersuchte alle Interessierten um kräftige Unterstützung, äußerte aber auch den Wunsch, die tüchtige Musikkapelle ohne weiters auch fleißig in Anspruch zu nehmen. Dann folgte die Beglückwünschung an Herrn Joh. Aichinger in Unterbruck Nr. 10, welcher zum Ehrenkapellmeister für die Gründung und sein unermüdliches Wirken während der 32 Jahre ernannt wurde, und zum Zeichen besonderen Dankes wurde ihm ein Ehrendiplom überreicht.«

 

Über wiederholtes Ersuchen der Bevölkerung gründete Johann Aichinger im Jahre 1895 eine Musikkapelle. Dadurch sollten das kulturelle Leben des Ortes belebt und die kirchlichen und weltlichen Veranstaltungen musikalisch umrahmt werden. Mit Schwung und großer Unterstützung seitens vieler Musikfreunde konnte mit der Probenarbeit begonnen werden. 22 Mann der »ersten Stunde« trafen sich dazu in der Wohnung des Kapellmeisters, des »Steinbrechers auf der Wies« in Unterbruck.


Gründer

Hochmair Franz, Bäckersohn, Großsteingrub 9
Freilinger Johann, Kaufmann, Prambachkirchen 21
Lehner Josef, Kolm-Wirt, Prambachkirchen 9
Schauer N., Mair in Reith bei Stroheim
Fischer Franz, Tischler-Franzl, Prambachkirchen 19
Aichinger Johann, Steinbrecher auf der Wies, Unterbruck
Grubmaier Josef, Wagner, Prambachkirchen 22
Schabetsberger Josef, Gmeinholz
Wagner Leopold, Adamhuber, Manzing 15
Aichinger Anton, Wagner in Brück, Unterbruck 3
Steingruber Karl, Weissenmüller, Manzing 12
Wimmer Johann, Schneiderwimmer, Unterbruck 13
Auinger Johann, Binderin Tonath, Steinbruch 10
Zellinger Franz, Knecht beim Ortner in Mairing 10
Schildberger Leopold, Mesner, Prambachkirchen 4
Übleis Franz, Bäckermeister, Prambachkirchen 17
Stumvoll N., Prambach Mitter Franz, Schmied, Eschlbach 1
Seidlmann Franz, Schurmer in Uttenthal 4
Hintenaus Josef, Rasierer, Prambachkirchen 26
Roider Franz, Orthumer, Baumgarten 1
Lidauer Josef, Egeretsberger, Obereschlbach 8
Bauerecker Peter, Hintermüller, Obergallsbach 6 (nicht am Foto)
dazu kam 1897:
Strasser Johann, Unterdoppler, Birihub 7

Etwas später wurde als Probelokal das Gasthaus »Kolm« in Prambachkirchen gewählt; es blieb bis 1972 Vereinslokal. Seither konnte im Anbau zum Volksschulgebäude ein passender Proberaum gefunden werden.
Die Musikkapelle stattete sich mit neuen Instrumenten aus, teilweise wurden »überspielte« angekauft. Ebenso wurden Uniformen angeschafft. Vorbilddafür war die Kleidung der in gesellschaftlicher und musikalischer Hinsicht sehr angesehenen Regimentsmusikkapellen mit ihren hohen Kappen. Die Bevölkerung spendete großzügig zur Ausstattung. Schon nach kurzer Zeit konnte Kapellmeister Aichinger dem Wunsche der Bevölkerung Rechnung tragen und bei öffentlichen Anlässen auftreten. Im Juli 1896 feierte die Feuerwehr Prambachkirchen ihr 1. Gründungsfest. In der Feuerwehrchronik lesen wir dazu: »Der Ort war aus diesem Anlasse festlich decoriert, überall erblickte man Kränze, Inschriften und Fahnen, auch waren 4 Triumphbögen aufgestellt. Die ankommenden Wehren wurden mit Musik empfangen...«.

Werfen wir einen kurzen Blick auf Prambachkirchen im Jahre 1895. Unsere Gemeinde zählte damals etwas über 2100 Einwohner und ungefähr 430 Häuser. In der Ortschaft Prambachkirchen gab es 24 Hausnummern. Bürgermeister war Johann Haslinger, Bachzelt in Unterbruck. Die Pfarre wurde von Pfarrer Franz Hager, einem gebürtigen Waizenkirchner aus Kollerbichl 1, geleitet. In der Volksschule - damals dreiklassig mit 289 Kindern - wirkte Otto Lutz. In Prambachkirchen herrschte in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts eine rege Tätigkeit. Die Feuerwehr Prambachkirchen wurde im selben Jahr wie die Musikkapelle gegründet, in den Jahren zuvor und danach war die Kirche gründlich renoviert worden die alten Altäre wurden zum Teil durch neugotische ersetzt, und die Beichtkapelle wurde angebaut; 1897 kam es zur Gründung des Vorschußkassenvereines, der heutigen Raiffeisenkasse.